Verwitwet und Ende im Gelände?


Meine Lieben,

so kann es einem ergehen, wenn man vom Schicksal von einem auf den anderen Tag einfach so auf´s Abstellgleis des Lebens gestellt wird. Da steh ich nun vor meinem Scherbenhaufen, wieder auf Anfang gleich minus Null. Seit Februar kämpfe ich jeden Tag auf´s Neue, ohne Pause, hatte noch nicht mal Zeit um meinen Mann zu trauern.

Wer mir helfen mag oder kann, ich bin Dankbar für alles und sei es auch „nur“ ein guter Tipp.

Ich weiß, es wird ein sehr langer Text und nicht jeder schafft es ihn bis zum Ende zu lesen, aber dass war mein Jahr 2018.

Manche von euch können sich erinnern, dass mein Mann Jens und ich in 2017 unser Miet-Haus durch Verkauf und Kündigung auf Eigenbedarf verloren haben. Im Januar 2018 kam dann unsere Erlösung, wir haben einen Vermieter gefunden, der auch unsere Tiere akzeptiert hat. Am 3 Februar war es dann so weit und wir konnten unser neues

 

Haus beziehen. Ihr könnt euch kaum vorstellen, welche Last von uns abgefallen ist. Ganze 12 Tage haben wir noch gebraucht, um das alte Haus zu räumen, irgendwie ging alles nur schleppend voran. Jens war auch nicht auf gutem Posten und schwächelte schon sehr. Alles Mögliche haben wir zwar rüber gebracht, aber zum Möbel aufstellen sind wir noch nicht gekommen. Mit den Aufbauten und einräumen wollten wir uns kommendes Wochenende beschäftigen. Am 14 Februar war aber klar, morgen noch den letzten Rest und dann haben wir es geschafft. Sichtlich erschöpft und müde, sah ich meinen Mann Jens am späten Abend noch die Treppe rauf gehen. Bilder, die ich nicht vergessen werde. Es sind die letzten lebenden Bilder von ihm.

Ja, und dann kam der nächste Tag, der alles veränderte.

15 Februar 2018

Völlig zerknautscht bin ich auf dem Sofa aufgewacht und irgendwie fühlte ich, irgendwas ist anders. Unbehagen stieg in mir empor, so ein Grummeln im Bauch, dass Unheil ankündigt. „Blödes Bauchgefühl“, dachte ich mir noch, was soll schon sein. Jens kochte immer morgens Kaffee, naja, heute eben mal nicht. Er hat wohl verschlafen und ist jetzt bestimmt längst bei seinem Arzttermin. Dann sehe ich, das Auto steht ja noch vor der Tür. Dieses blöde Bauchgefühl wurde immer stärker. Nichts da, ich lass mich doch nicht irre machen. Etwas nervös und mit Herzklopfen, bin ich die Treppe rauf und wollte Jens wecken, er scheint ja wirklich total verschlafen zu haben. Oben im Flur angekommen, fühlte ich eine merkwürdige Kälte durch mich hindurch dringen. Ich wurde ganz ruhig und irgendwie stieg eine innere Gewissheit in mir hoch. Vor der Schlafzimmertür hielt ich inne, zögerte die Türklinke anzufassen. Ich wusste, warum auch immer, dass wenn ich jetzt die Tür aufmache alles anders sein wird. Jetzt schlug mein Herz bis zum Hals und der Puls raste. Ganz vorsichtig öffnete ich die Tür, schob sie zaghaft auf und da lag Jens nun. „Nein, nein, nein, dass kann nicht sein“, rief ich Jens an. „Du kannst mich doch hier nicht allein lassen“. Als ich ihn sah wie er bäuchlings und Kopf über auf dem Bett lag, wusste ich, dass er verstorben war. Ich ging zu ihm, rüttelte ihn, fühlte seinen Puls, nichts, er war eiskalt. „Notarzt, Du musst den Notarzt anrufen“, trieb ich mich selbst an. Ich hab gar keine Ahnung wie lange ich gebraucht habe, um mein Handy zu finden. Ordentlich zusammen gerissen, wählte ich die 112, teilte dem Notruf mit, dass Jens tot ist und dass ich unseren PKW noch aus der Einfahrt fahren würde, damit der Notarzt besseren Zugang zur Haustür hat. Dann habe ich unsere Hunde eingesperrt, das Auto weggesetzt und warum wieso weshalb, hab ich Kaffee gekocht. Hab mich draußen auf die Treppe gesetzt, eine Zigarette geraucht und auf dem Notarzt gewartet. Der Rettungswagen war auch recht zügig da, andererseits hatte ich aber auch kein echtes Zeitgefühl. Ich kam mir vor wie in einer Zeitlupe in einer Zeitlupe.

Als die Sanitäter ausstiegen und alles Mögliche mitnehmen wollten, winkte ich schon ab, dass sie das nicht brauchen. Ich führte die Sanitäter die Treppe rauf, wollte aber nicht zum Schlafzimmer selbst. Die Sanitäter konnten auch nur noch Jens Tod feststellen. Da ich Jens so liegen lassen habe wie ich ihn gefunden habe und er irgendwann in der Nacht gestorben sein muss, teilten die Sanitäter mir mit, dass sie die Polizei verständigen müssen. Unfassbar, in dem selben Augenblick war unser Schlafzimmer erstmal zu einem Tatort geworden, dass ich jetzt nicht mehr betreten durfte. 2 Polizisten trafen auch zügig ein und klärten mich auf was nun passieren würde und dass die Kripo auch noch aus Oldenburg kommen würde. Sie befragten mich was passiert sei und machten sich Notizen, dann trafen 3 Kripo Beamte ein. Die 3 gingen zu Jens hoch, machten Bilder und wer weiß was noch. Danach löcherten sie mich ebenso was passiert ist und teilten mir mit, dass Jens Leiche nun beschlagnahmt wird, um nach Fremdverschulden zusuchen. Da ich selbst keinen Bestatter im neuen Ort kannte, organisierte die Kripo für mich einen. War mir auch recht, ich hätte erst ewig suchen müssen. Alles hört sich jetzt recht schroff an, aber Sanitäter, Polizei, Kripo und Bestatter waren höfflich zu mir. Der Kripobeamte empfahl mir aus seiner Erfahrung heraus auch, dass es für mich besser sei, dass ich nicht sehe, wie der Bestatter Jens aus dem Haus trägt, es seien Bilder die man nicht vergisst. Naja, ich habe den Rat angenommen, es reichte mir schon, dass ich Jens so gefunden habe. Diese Bilder vergisst man auch nicht. Auch heute über 10 Monate später, zögere ich gelegentlich die Tür zum Schlafzimmer aufzumachen, obwohl es komplett leer geräumt ist.

Nur 12 Tage lebte Jens in unserem neuen Haus. Wir hatten viel vor, aber alle Pläne und Ideen sind an dem Tag mit ihm gestorben.

Da saß ich nun mitten in unseren noch nicht ausgepackten Umzugskisten und wusste gleich, ich würde sie auch nicht auspacken brauchen. Langfristig kann ich das Haus allein nicht halten. 

In der folgenden Woche riefen Polizei und Bestatter mich an und informierten mich, dass Jens Leichnam freigegeben wurde. Ich konnte nun mit dem Bestatter Jens Beerdigung planen. Jens wollte immer eine Seebestattung haben, scherzhaft nannten wir es unsere Wikingerbestattung. Egal was das kostet, den letzten Wunsch wollte ich ihm erfüllen. Der Bestatter kümmerte sich um alles und versicherte mir, dass er mir das Datum rechtzeitig mitteilt, wenn Jens zur See geht. Ich selbst wollte nur zum Hafen fahren und mich dort verabschieden. Mit auf´s Schiff und auf See wollte ich nicht. Da der Umzug und alles drum und dran unsere Finanzen übelst aufgefressen haben, war und bin ich mittellos. Der Bestatter gab mir dann eine Adresse vom Amt, das mir finanziell wohl unter die Arme greifen würde. Ich müsse nur die Anträge entsprechend stellen. Gesagt getan, bin ich zum Kreishaus Westerstede gefahren, dort traf ich Herrn G. und schilderte ihm meine Lage. Herr G. gab mir keinerlei Auskünfte darüber, was eine solche Bestattung über´s Amt kosten dürfe und meinte nur, dass er mir die Anträge zuschicken würde. Die Anträge sollte ich dann ausgefüllt mit allen angeforderten Unterlagen samt Rechnung vom Bestatter zurück schicken. Ok, ich wusste ja vom Bestatter, dass es etwas dauern kann, dürfte also kein Problem sein alles zusammen zusuchen was gebraucht wird.

Ich glaube am selben Tag bin ich zu Jens Arbeitgeber gefahren, um auch dort bekannt zu geben, dass Jens verstorben ist. Da Jens Busfahrer war, war es mir auch wichtig eben die Busschlüssel möglichst schnell los zu werden. Was natürlich auch für mich wichtig war, war sein letztes Gehalt, auf das ich jetzt dringend angewiesen war. Wie mancher von euch weiß, bin ich in der Lebensberatung tätig, aber ohne Telefon und Internet, läuft da natürlich nichts, also hatte ich zu der Zeit auch keine eigenen Einkünfte.

Keine Einkünfte, kein Telefon, kein Internet und viel gar nichts, nur ein Handy mit ständigen Funkloch.

Ich brauche eine To do Liste und einen Kassensturz.

120 € Bargeld und mit Pfandgeld hab ich erstmal insgesamt ca. 150 € plus Klimpergeld im Februar. Der Tank ist noch gut halbvoll. Da Jens gerne gehamstert hat und an Schnäppchen nicht vorbei laufen konnte, habe ich, wenn ich alles gut einteile bis Ende Mai genügend zu essen, ohne selbst einkaufen zu müssen. Naja gut, Kaffee, Tierfutter  und andere Kleinigkeiten, aber das geht schon. Meine Mutter und mein Bruder haben mir etwas Geld zugesteckt. Völlig überrascht war ich von der Belegschaft der Firma Reisefreunde Bruns aus Bad Zwischenahn. Jens Kollegen haben für mich gesammelt. An dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Dank an die Kollegen. Ende Februar kommt dann noch Jens Gehalt dazu. Wenn ich weiterhin sparsam lebe, komme ich auch mit dem Geld bis Juni hin.Wie gesagt, ich brauche nicht einkaufen gehen und mich nur um Miete, Strom, Gas und Tel kümmern, allerdings wird es ziemlich knapp. Ach ja, Festnetz hab ich noch gar nicht. Also ab zur To do Liste. Ich brauche dringend Festnetz damit ich meinen Job weiter machen kann. Jeder Cent zählt schließlich. Jens hatte bei der EWE, meinen Energieversorger, bereits alles geklärt, dass wir weiterhin durch sie versorgt werden und er hat auch dort Festnetz beantragt. Dabei fiel mir ein, dass er alles auf seinen Namen erledigte und ich alles jetzt auf mich umschreiben musste. Ich bin zur EWE gefahren um die Dinge zu erledigen und fragte insbesondere nach dem Festnetzanschluss. Dort versicherte man mir, dass wenn ich eine Kaution von 150 € hinterlege, dass ich relativ schnell meinen Anschluss bekomme. Ok, kenne ich jetzt so auch nicht, aber gut, überweise ich das Geld, hauptsache ich bekomme den Anschluss damit ich weiter arbeiten kann. Gut, Strom, Gas und Tel sind erledigt.

Jens Bankangelegenheiten, erledigt, sein Konto wird nach Gehaltseingang Anfang März gekündigt. Nach Abzug der Gebühren usw. wird mir alles andere auf mein Konto überwiesen.

Hab einen Termin für März mit Frau L. in Edewecht vereinbart wegen der Witwenrente.

In der Zwischenzeit habe ich Jens liebste Verwandte und Freunde informiert. Mir qualmte der Kopf, weil ich immer und immer wieder unsere Geschichte erzählen musste.

Dann noch meine Kundengespräche über Handy. Durch die ständigen Unterbrechungen wegen der Funklöcher sind mir natürlich Kunden weggebrochen. Also bin ich zu O² gefahren, um mich zu informieren. 3 Masten, 2 davon defekt, super nicht gerade günstig für meinen Job. Ich muss umdenken und mich alternativ nach anderer Arbeit umsehen. Nach über 20 Jahren sitze ich da und schreibe meine ersten Bewerbungen.

Außerdem fiel mir immer mehr auf, dass ich Jens Aufgaben übernehmen muss und wie sehr er mir fehlt.

Ich brauchte dringend eine Auszeit. Wie gut, dass meine Tiere da sind, sie waren immer zur Stelle, wenn mir die Luft ausging. Rudelkuscheln ohne Ende, aber keine echte Auszeit, nicht mal Zeit zum Trauern.

März

Im März angekommen, kamen auch gleich die ersten Rückschläge.

Frau L. ließ meinen Termin wegen der Witwenrente platzen, da sie Grippe hatte. Sie würde sich wieder melden, sobald sie wieder fit ist.

Die EWE teilte mir mit, dass sie mir aus „internen Gründen“ kein Festnetzanschluss freischalten können. Prima, aber meine 150 € wollten sie haben.  Ich bin dann wieder zu O² gefahren, dort hatten wir bis zum Umzug ja auch einen Anschluss gehabt. Hinter vorgehaltener Hand sagte mir der Kundenbetreuer, dass andere Anbieter den „Daumen“ auf das Gebiet halten würden und ich somit keinen Anschluss über O² bekommen könnte. Immerhin half mir der Kundenbetreuer, wie ich mein Handy mit meinem Laptop verbinden kann, damit ich nicht ganz von der Außenwelt abgeschottet bin. Er erledigte für mich auch gleich die Kündigung von Jens Handy. Super Service vom O² Shop Wechloy/OL.

Die ersten Absagen auf meine Bewerbungen trudelten ein. Selbst Stellen als Spülhilfe haben abgesagt. Macht nichts, Niederlagen gibt es immer mal, also weiter suchen. Aufgeben kommt nicht in Frage.

Meine Kunden sind schließlich ganz weggebrochen, die vielen Unterbrechungen waren einfach zu heftig. Ich hab mich dann auch erst mal nicht mehr auf den Lines angemeldet, bringt ja nichts. Kunden zu Hause empfangen? Ne geht nicht, ich sitze ja immer noch mit meinen Umzugskartons zusammen. Da alles kreuz und quer über mehrere Räume, Garage, Werkstatt und Wintergarten verstreut lag und mir auch etwas die Kraft fehlte, musste ich erst mal Ordnung schaffen. Was mache ich jetzt? Schränke aufbauen oder eher nicht? Nö, nur keine unnützen Arbeiten machen, ich werde hier nicht wohnen bleiben und auch nicht können. Also entschloss ich mich, all unsere Sachen zu sortieren, was ich behalten werde, was verkauft werden kann und was auf dem Müll kommt. Gar nicht so einfach über 20 Jahre gemeinsames Leben zu durchwühlen. Ich entschloss mich auch, die oberen Räume nicht zu nutzen. Alles muss raus oder runter ins Wohnzimmer. Seit März wohne und schlafe ich im Wohnzimmer ziemlich Minimalistisch. Nach und nach stellte ich fest, dass ich den Sperrmüll anmelden muss. Mein erster Durchhänger, ich schmeiße unser gemeinsames Leben weg. Über 20 Jahre im Müll entsorgt.

Dann der Supergau, ein Schlag mit der Abrissbirne mitten ins Gesicht.

20 März, ein Tag den ich auch nicht vergessen werde. Der Bestatter steht vor der Tür mit einem großen Umschlag.

 

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Ganz beiläufig teilte er mir mit, dass Jens am 12 März bereits auf See beigesetzt wurde, im Umschlag seien die entsprechenden Urkunden und ein Bild der Urne so wie die Rechnung enthalten. Ich war sprachlos, konnte gar nicht reagieren. Wir hatten doch vereinbart, dass mir das Datum mitgeteilt wird, damit ich am Hafen Jens verabschieden kann. 8 ganze Tage später, da bleibt einem die Luft weg. Ich konnte Jens nicht mal die letzte Ehre erweisen. Keine Trauerfeier, einfach nichts, fast so, als wäre Jens nie dagewesen. Ohnmächtig saß ich da, hielt den Deckel seiner Urne in der Hand und schaute mir das Bild seiner Urne auf dem Schiff an.

In der selben Woche habe ich dann die Anträge für die Bestattungskosten, Unterlagen, Kopien und die Rechnung Herrn G. persönlich überbracht, um sicher zu gehen, dass nichts fehlt und alles ordentlich ausgefüllt ist. Eigentlich dachte ich, dass wir alles gemeinsam durchgehen würden, dem war aber nicht so. Er nahm alles entgegen und schob mich praktisch aus der Türe wieder raus mit den Worten, dass er sich melden würde, wenn was fehlen sollte. Ok, wird schon alles richtig sein.

April

Völlig in meiner durchgedrehten Welt, stellte ich am 31 März abends fest, dass es Ostersamstag war, als ich mit den Hunden draußen gewesen bin und mir die vielen Osterfeuer aufgefallen sind. Mein erstes Ostern ohne Jens, komplett allein mit nichts was wir gewohnt gewesen sind. Was es leckeres zu Essen über Ostern gab? Pellkartoffeln mit Fisch und am nächsten Tag Fisch mit Pellkartoffeln. Ich halte eisern an meinem Sparplan fest. Erst alle Lebensmittel aufbrauchen, vorher wird nur das Notwendige eingekauft.  Geschäfte laufen schlecht, eigentlich gar nicht, auf Job´s kommen nur Absagen.

Endlich nach Ostern hat Frau L. einen Termin am 12. April wegen der Witwenrente mit mir ausgemacht. Kann ich nicht vergessen, ist der Geburtstag meiner Tochter.

Oh mein Gott, was denn noch alles? Jetzt ist das Auto auch noch kaputt. Die Drosselklappe hat sich verabschiedet. Eine Reparatur ist der Wagen nicht mehr wert. Ohne Auto bin ich aufgeschmissen. Was mache ich nun? Neues Auto und eine Miete nicht zahlen oder kein Auto dafür die Miete überweisen? Ich hab mich für ein neues Auto entschieden, sonst stecke ich hier fest. 

Hatte ein Vorstellungsgespräch, lief eigentlich gut, abwarten was rauskommt. Am selben Abend war ich dann noch bei Frau L. und füllte mit ihr zusammen die Anträge für die Witwenrente aus. Wann ich die Rente bekomme? Naja, es gab da unterschiedliche Aussagen, mal hieß es 6 – 8 Wochen, kann aber auch 6 – 8 Monate dauern. Ich stelle mich mal lieber auf Monate ein und damit war und bin ich gut von mir selbst beraten worden.

23 April, ich habe von der Rentenversicherung bescheid bekommen, dass mein Antrag auf Witwenrente angekommen ist und bearbeitet wird.

Der Bestatter war da und meinte laut Herrn G. vom Amt hätte ich die Anträge noch gar nicht eingereicht. Glaubt man´s? Ich war doch persönlich da!

Wo bleibt eigentlich meine Antwort / Termin für den Sperrmüll, den würd ich auch gern langsam los werden. Da nichts passiert ist, hab ich noch mal eine Sperrmüllkarte abgeschickt.

Mai

Na, ein Hoffnungsschimmer im Festnetz Himmel? Hab bei 1&1 einen Antrag gestellt, schaut gut aus. Und, tatsächlich, ich habe seit Mitte Mai endlich wieder Festnetz.

09.05 unfassbar. Steh ich im Hof und checke mein Auto nach Öl und Wasser kommt laut quickend ein kleines Kücken, flüchtend vor den bösen lauten Traktoren, auf mich zu gelaufen. Dem Kücken war es völlig egal, ob die Hunde da waren noch dass ich ein Mensch bin. Instinktiv bückte ich mich und hielt meine Hände auf und schwupps hüpfte das kleine Kücken in meine Hände. Was mache ich denn jetzt? Ich kenne mich mit Federvieh gar nicht aus. Frage den Bauern was ich machen soll, er hob nur die Schultern. Hm, fährste zum Tierarzt, der soll wohl wissen was ich mit dem kleinen Entchen anfangen soll. Da wollte auch keiner was von wissen und schob mich weiter zu

 

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einem Entenzüchter. Entenzüchter? Hm, naja, die Vernunft sagt, hey, da ist das Kücken gut auf gehoben, das Herz sagt, du, dass ist dein Kücken behalte es. Stop, ich kenne mich nicht aus, die Vernunft hat recht. Also bin ich dort hingefahren und hab das Kücken schweren Herzens übergeben. Prägung das Kücken sieht seine Mutter? Nö, in meinem Fall fand mein Herz ein Kücken. Stundenlang hab ich mir Vorwürfe gemacht, dass ich das kleine Kücken abgegeben habe, da taucht der Entenzüchter bei mir auf. Er wollte von mir wissen, wo ich das Kücken gefunden habe, damit er nach dem Nest suchen kann. Tolle Idee, da helfe ich doch gern. Der Züchter erzählte mir dann, dass es gar kein Entenkücken ist sondern eine Gans und zwar eine Nil Gans. Maximal ist es höchstens 1 Woche alt, weil es ja noch diesen „Ei“ Zahn auf dem Schnabel hat. Nil Gänse seien nicht gerne gesehen, insofern sei es auch nicht einfach ein neues Heim zu finden. Hey, neues Heim für ein Tier das keiner haben will, perfekt, die Gans gehört zu mir. Der Entenzüchter brachte mir dann die kleine Gans zu mir zurück. Ja, so einfach wird man Gänse Mutter. Schmunzel, und weil ich einige Tage zu vor immer das Lied von Nils Holgerson (Zeichentrick Serie) auf den Lippen hatte, heißt die Gans natürlich Nils. Passt auch, immerhin ist es eine Nil Gans. Irgendwie haben wir es geschafft. Nils ist groß geworden in Mitten von Hunden und Katzen. Allerdings hat sich im Dezember herausgestellt, dass Nils eigentlich ein Mädchen ist. 

Der Bestatter war da, er hat sein Geld vom Amt noch immer nicht bekommen. Laut seiner Aussage, teilte ihm Herr G. vom Amt mit, dass ihm von mir noch Unterlagen fehlen. Gibt es das denn, wie viele Kopien von meinem Ausweis und Kontoauszüge will er denn noch haben?

Weitere Job-Absagen, jetzt bekomme ich langsam Schieß. Das Geld wird knapp, wenn jetzt nicht umgehend ein Job daher kommt, muss ich ab Juni zum Amt für Arbeit und Soziales um Sgd II zu beantragen. Eigentlich etwas, was ich vermeiden wollte.

Meine Lebensmittelvorräte gehen dem Ende zu, so wie ich es kalkuliert habe, wird die Gefriertruhe am Monatsende ausgeschaltet. Pleite bin ich auch noch obendrein.

Samstag bin ich zur Tafel gefahren, um mich schon mal zu informieren wie die Abläufe sind.

Juni

Alle guten Vorhaben sind gescheitert, ich muss mich geschlagen geben und Anträge auf Sgd II stellen. Ab jetzt beginnt mein blanker Horror Monat, mögen die Hunger Spiele von Panem beginnen. Lebensmittel, also 3 Brote zum selbst backen, 4 Päckchen Mehl und 2 Portionen Nudeln, das wird ein langer Monat.

1 Woche

Schweren Herzens bin ich ausgerechnet auf einen Montag zum Amt gefahren, natürlich haben sie Montags grundsätzlich dicht, außer einem Info Blatt gab es gar nichts. Am Dienstag bin ich wieder hin und wie soll es anders sein, ist mein eigentlicher Sachbearbeiter Herr N. im Urlaub. Seine Vertretung ist eine Auszubildende. Prima, fängt ja gut an. Da sie gleich überfordert war, brachte sie mich zu einer erfahrenen Kollegin. Die Dame klärte mich genau auf, nahm meine Daten soweit auf und drückte mir die Formulare in die Hand. Eindringlich wies sie mich daraufhin, dass wenn ich einen Termin vom Jobcenter bekomme, sollte ich unbedingt dort hingehen, sonst gibt es Kürzungen. Mittwoch hab ich gleich alles wieder zurück gebracht, mit allem was von mir gefordert wurde. Die Auszubildende machte einen Sack Kopien, also das war etwas, was sie wirklich allein konnte, ansonsten musste die Kollegin aus dem Nachbarbüro ständig helfen. Einen Bewilligungsschein für die Tafel habe ich nicht bekommen, den gibt es erst, wenn die Anträge bewilligt sind. Wird schon gut gehen, ich hab ja eindringlich darauf hingewiesen, dass die Not bei mir ganz oben steht.

2 Woche

In der 2 Woche bekam ich Post, dass es noch Unklarheiten gibt, also bin ich wieder hin und hab alles geklärt. Ich hatte noch mal darauf hingewiesen, dass ich dringend den Schein für die Tafel brauche, da ich mich bereits nur noch von selbstgemachten einfachen Mehlnudeln ernähre.  Die Auszubildende blieb hart, keine Bewilligung der Anträge, keine Bescheinigung für die Tafel.

Die Tage schleppen sich dahin, ich merke langsam wie mein Körper wegen der mangelnden Ernährung anfängt an die eigenen Reserven zugehen. Ich baue ab, kann mich nur noch schwer selbst antreiben. Das Denken klappt auch nicht mehr ganz richtig, muss Briefe mehrmals lesen, bis ich begreife was da drin steht. Das kleine Hungerloch hat sich inzwischen zu einem Krater ausgedehnt. Probiert das mal, einfach Mehl und Wasser ohne Gewürze, kein Salz und keine Soßen und dann stellt euch vor, dass esst ihr jetzt 3 Wochen lang jeden Tag! Irgendwer hatte hier mal Johannis- und Stachelbeeren gesetzt und überall wachsen Brombeeren. Hoffentlich sind die bald reif, damit ich wenigstens ein paar Vitamine bekomme. Beim Gassi gehen schaue ich nach wilden Kräutern, gar nicht leicht was zu finden. Überall wächst Mais und die anderen Felder werden regelmäßig gemäht, eben Futter für die Milch-Kühe. Da stehe ich nun mit NICHTS. Wo soll das noch hinführen. Miete, Strom und Gas sind auch noch nicht bezahlt, nicht dass ich jetzt auch noch auf der Straße stehen muss.

3 Woche

Sperrmüll Termin ist endlich gekommen, hab 1 Woche Zeit. Allerdings, wie soll ich dass jetzt noch schaffen? Egal, muss ich durch. Hab nen Freund angerufen, ob er helfen kann. Vielleicht, wenn er nicht arbeiten muss, kann er kommen. Öhm, naja, da verlasse ich mal lieber nicht drauf, krempele meine Ärmel hoch und schlepp den Müll halt allein raus. Ich wohne ja etwas abgelegen und nur der Landwirt kommt mal hier vorbei, da kann ich denn Müll ruhig jetzt langsam raus tragen. Stört ja keinen und was ich schaffe das schaffe ich und was nicht, eben nicht. Sperrmüll steht an der Straße. Ja tatsächlich, dass alles habe ich allein rausgeschleppt. Hilfe, Fehlanzeige.   https://www.facebook.com/sybille.kolwitz/videos/pcb.1737825532975934/1737789039646250/?type=3&theater

Dann noch das warme Wetter, ich schwächele öfters und mir wird schwindelig. Mit den Hunden gehe ich jetzt nur noch ganz kurze Wege, schaffe einfach nicht mehr. Ach ja, die Tiere haben alles was sie brauchen, dafür hatte ich vorgesorgt. Läuft alles schief, werd ich sie abgeben müssen, mein einziger Halt und Antrieb den ich noch habe.

Hab ein bisschen verkaufen können. Ich muss furchtbar ausgesehen haben, der Käufer hat mir mehr Geld gegeben als ich haben wollte. Bin sofort einkaufen gefahren, reicht für 3 Tage, danach gibt es wieder Mehlnudeln.

Ein Lichtblick, ich habe eine Einladung zum Vorstellungsgespräch bekommen und gleich ein neues Problem, hab kein Geld mehr um aufzutanken. Einzige Lösung, ich frag mal beim Amt nach, ob ich etwas Geld oder einen Vorschuss bekomme. Die Auszubildende ist ja immer noch da. Mein eigentlicher Sachbearbeiter scheint ein Phantom zu sein. Hab ihr erklärt wofür ich das Geld brauche, nichts da, gibt nichts so lange die Bewilligung nicht durch ist. Ich fragte sie noch nach der Bescheinigung für die Tafel, auch die gibt es nicht. Darauf erzählte ich ihr wovon ich mich ernähre und auch ihr auffallen müsste, dass ich mich äußerlich schon sehr verändert habe. Nach Absprache mit ihrer Kollegin kam sie mit nen Warengutschein über 50 € an, es wäre das einzige was man tun könnte. Ein Gutschein, wie erniedrigend ist das denn? Einzulösen in einem Geschäft vor Ort, also in Westerstede. Ich fragte noch, ob ich den Schein auch in Ocholt einlösen kann, NEIN NUR in Westerstede. Ich sagte ihr, dass ich nicht weiß wie ich das machen soll, ich kann ihn ohne Geld letztendlich nicht einlösen. Kein Benzin, kein Geld für Bus oder Bahn. Achselzucken und das wars. Ach nö, gab noch ne Rüge zum Abschied, ich möge doch zukünftig früher kommen und nicht um 11:30 Uhr. Darauf meinte ich, dann ändern sie die Öffnungszeiten am Schild draußen, dann komme ich auch früher. Ja ja, die armen Sachbearbeiter und Beamte müssen schließlich pünktlich um 12 Uhr in Rudeln in ihren lieblings Lokalen Mittagessen gehen, wie kann ich mich da erdreisten vor Toresschluss zu kommen. Ich sollte mich wirklich schämen.

So was mach ich jetzt, den Gutschein sofort einlösen oder lieber Heim fahren? Das Auto hat mir die Entscheidung abgenommen, der Tank ist leer. Bin getrampt und einen großen Teil nach Hause gelaufen. Man war ich fertig. Hab meinen Nachbarn gefragt, ob er mich abschleppen könnte, hat er Gott sei Dank ohne viel Fragen gemacht. Muss mein Glückstag sein, ein Gutschein, den ich nicht einlösen kann, ein Auto ohne Benzin und ein geplatztes Vorstellungsgespräch. Ich hab natürlich versucht den Termin zu verschieben, aber das wurde abgelehnt, immerhin sei die Stelle zum 1 Juli zu besetzen.

4 Woche

Sperrmüll war da und was soll ich sagen, das bisschen was sie mit genommen haben hätten se auch gleich stehen lassen können. Jetzt musste ich den ganzen Käse wieder allein zurück schleppen.  https://www.facebook.com/sybille.kolwitz/videos/1740389519386202/

Oh Schreck, einer meiner Kater ist mit entzündeten Augen wieder Heim gekommen. Schnell zum Tierarzt. Diagnose, entweder einschläfern oder eine OP. OP würde heißen, dass er blind sein wird. Wie soll ich das bezahlen? Ich wendete mich ans Tierheim OL. Ich musste den Kater ans Tierheim übergeben, sie haben sich um ihn gekümmert und ihn operieren lassen. Danach ist er auf eine Pflegestelle gekommen.

Natürlich, Zahnschmerzen müssen auch noch sein. Also schleppe ich mich zum Zahnarzt. Die Arzthelferin schaute mich schon merkwürdig an, brachte mich ins Behandlungszimmer. Hörte draußen Geflüster. Der Zahnarzt kam, sah mich und fragte mich ob es mir gut geht, mal abgesehen von dem Zahnschmerz. Ich erklärte ihn wie es um mich steht. Beschämend. Er lehnte eine Behandlung ab und schickte mich zum Hausarzt. Der Hausarzt solle mich erst checken, nicht dass ich auf seinem Stuhl zusammen klappe. Meine Befunde? Niederschmetternd, Mangel an allem.

Der Bestatter war da, will endlich sein Geld, hätte angeblich immer noch nicht alle Unterlagen bei Herrn G. abgegeben. Was will der denn noch alles, hab doch alles hingebracht. Ok, dann besuche ich Herrn G. halt noch einmal. War ein paar Tage vor dem letzten WM Spiel für Deutschland. Lege ihm zum 3 mal meine Ausweiskopie hin, samt aktuellem Kontoauszug usw. Ruft ihn ein Kollege an, quatscht ganz ungeniert wo sich die Kollegen treffen werden um das WM Spiel anzusehen, wer alles kommt und wer was mit bringt. Das erklärt für mich, wie er mit meinen Antrag umgeht, alles andere ist wichtiger.

Bin am Ende meiner Kräfte, mache schlapp, kann nicht mehr. Jetzt ist mir alles Scheißegal, überlege schon wer meine Tiere übernehmen könnte. Schaffe kaum noch was, kann kaum klar denken, mein Körper frisst sich immer mehr auf, zapft die letzten Reserven und Energien an. Jetzt weiß ich wie die Menschen in den 3 Ländern echten Hunger wahrnehmen. Irgendwann tut der Hunger nicht mal mehr weh. Die Lethargie lässt mich schläfrig werden, ja auch meine Gedanken werden einsilbig, kann eh keine ganzen Sätze mehr bilden. Sitze nur noch da. Ich geb auf, bleib einfach im Bett liegen und stehe einfach irgendwann nicht mehr auf. Schluss aus Ende.

Eine Erfahrung, die man nie wieder vergessen wird.

Nein, ich lass mich von den Mist nicht unterkriegen. Hinlegen und einfach aufgeben kommt nicht in Frage. Ich bäume mich auf und kämpfe. Noch steckt Leben in mir, das werde ich nicht einfach so verschleudern.

Ich werd noch mal zum Amt für Arbeit und Soziales gehen, die können mich doch nicht so hängen lassen.

Eine Freundin ruft an, ich erkläre ihr im ernsten Ton was bei mir gerade wirklich los ist. Ich erzähle nicht oft was gerade so bei mir passiert oder teile auch sonst nur wenig aus meinem Leben, bleibe meist an der Oberfläche. Ich bin halt nicht so Mitteilungsbedürftigkeit. Einen so tiefen Einblick in mein Leben wie in diesem Block wird eine einmalige Sache bleiben.

Nun gut, meine Freundin hat den Ernst der Lage erkannt und gleich über Facebook einen Spendenaufruf für mich gemacht. Wirklich daran gelaubt hatte ich nicht. Umso mehr bin ich auch heute, im Dezember, noch immer überwältigt von der selbstlosen Hilfe von Leuten, die ich nicht mal kenne. Die ersten Päckchen mit Lebensmittel trafen ein und es wurde auch an meine Tiere gedacht. Geldspenden gab es auch noch dazu. Ich war und bin platt. An dieser Stelle noch mal einen herzliches Dankeschön an alle Helfer.

Ich habe gleich eine nahrhafte Mahlzeit nach Wochen gekocht. Schon während ich am Essen war, konnte ich spüren, wie mein Körper die neue Energie aufnahm und glaubt mir, dass fühlt sich ganz anders an, als wie wenn man nur mal eben hunger hat. Der Körper fängt an zu pulsieren, eine Art kribbeln ist zu spüren. Dieses Kribbeln könnte man mit Kohlensäure vergleichen und der Energieschub kommt einen kleinen Schwips ähnlich, als wenn man ein Piccolöchen zu viel hatte. Da ich nun keine Reserven mehr in mir hatte, konnte ich aber auch eben so gut spüren, wie mein Körper die gerade gewonnene Energie verbrannt hat. Mein Motor läuft wieder einigermaßen. So, jetzt muss ich Einkaufen gehen, dass erste mal nach Monaten. Warum auch immer, bin ich zum Auto gelaufen. Sitze drin, brummele vor mich her „ist ja kein Benzin mehr drin“. Starte trotzdem, es springt an, gibt es doch nicht, egal, versuch es bis zur Tanke, sind nur 3 km. Den ganzen Weg bin ich am beten „bitte nur bis zur Tanke, bitte, bitte“. Welch ein Glück, geschafft, für 10 € schnell getankt und weiter zum Supermarkt. Klasse, die scheinen gewusst zu haben, dass ich dringend Lebensmittelnachschub brauche. Vieles war runter gesetzt oder hatte sonst noch 30 % Rabatt. Vorsicht, nicht durchdrehen, erstmal nur das wichtigste und nahrhafte. Auf dem Rückweg merke ich, dass ich abbaue, die erste Energie ist aufgebraucht, mir wird schwindelig. Fahre langsamer, um sicher Heim zu kommen. Hat alles gut geklappt, füttere meinen Körper, wird gleich alles wie mit einem Schwamm aufgesaugt. Könnte noch mehr futtern, hab aber Angst, dass meine Verdauung nicht mitspielt. Horche genau auf die Zeichen, die mir mein Körper gibt. Passt, ich hab mein Gefühl für mich nicht verloren.

Mittlerweile habe ich im Juni über 20 Kilo an Gewicht verloren, insgesamt seit Jens Tod komme ich auf 30 kg, im normal Fall würd ich eigentlich jubeln endlich die überschüssigen Pfunde verloren zuhaben, aber normal ist bei mir ja seit Monaten nichts. Eigentlich kann ich froh sein, dass ich den Speck auf den Rippen hatte, sonst wäre ich absolut untergewichtig gewesen. Dick sein kann also auch Vorteile haben.

Mit neuer Kraft und funktionierender Hirnmasse starte ich jetzt in den Juli.

Anmerkung: Wenn jemand von Hunger redet, ist es keine Hilfe davon zu reden was man nicht alles gerade günstig einkaufen konnte oder gerade leckeres gegessen hat!

Juli

Als Erstes habe ich mal von dem Spendengeld einen Teil meiner Stromrechnung ausgeglichen, nicht, dass die EWE mich noch abklemmt. Apropos EWE, wo sind die 150 € Kaution für den nicht vorhandenen Tel.-Anschluss eigentlich geblieben? Die hab ich total vergessen. Gleich mal einen Brief schreiben.

Keine Post vom Amt und Jobcenter und keine Witwenrente angekommen, gibt es doch nicht. Wie langsam arbeiten die eigentlich?

Wütend fahre ich zum Amt, hab mir die Worte schon zurecht gelegt. Heute lasse ich mich nicht abspeisen, wenn nichts klappt, gehe ich zum Amtsleiter oder noch höher. Einen bösen Brief ans Ministerium Hannover hab ich auch schon fertig, brauche ich nur noch abschicken. Oh, Überraschung, mein Sachbearbeiter Herr N. ist endlich da, doch kein Phantom. Er nimmt mir direkt den Wind aus den Segeln, alles ist genehmigt und die Überweisung für Juni und Juli ist bereits angewiesen. Er will sich auch um mein  Bestattungskosten Problem kümmern und mit Herrn G. sprechen.  Supi, dann läuft der Laden ja endlich, aber abwarten, den Ämtern aus Westerstede glaub ich nur noch wenn ich was sehe oder Schwarz auf Weiß habe.

Na super, der Geldeintreiber bzw. der Abklemmer von der EWE ist da. Gibt kein Rütteln oder Aufschub. Er wollte das restliche Geld für den Strom und Gas bar cash. Strom konnte ich zahlen, bin da jetzt wieder auf Null. Gas bleibt offen, heißt, er hat mich vom Gas abgeklemmt. Ok, ist ohnehin eine bullen Hitze draußen, da macht es jetzt nichts aus. Die Witwenrente müsste ja jetzt auch bald mal eintrudeln, dann kann ich die Rechnung auch bezahlen und alles ist ok.

Nimmt kein Ende, der Gerichtsvollzieher war da und wollte Geld von Jens eintreiben. Ich erklärte ihm, dass er im Feb. verstorben ist und könne ihm gern die Sterbeurkunde zeigen. Dann kam er mit einer Info, die mir übel im Magen liegt. Er fragte, ob ich Jens Erbe ausgeschlagen habe? NEIN, daran habe ich gar nicht gedacht, hab ich total vergessen. Darauf meinte er, die Frist ist dann ja mal längst abgelaufen und müsse nun damit rechnen, dass seine Gläubiger jetzt auf mich zu kommen könnten. Autsch, was für ein Schlag ins Gesicht.

Endlich, das Geld vom Amt ist angekommen, hab gleich die Mieten für Juni und Juli bezahlt. Ordentlich eingekauft. Puh, endlich mal ne kleine Pause. Jetzt kann ich schauen, wie ich weiter machen kann. Ich muss ein anderes Haus mit tierlieben Vermieter suchen, am liebsten rund um Münster NRW. Neue Bewerbungen schreiben, Arbeit muss wieder her, ich will ja nicht ewig vom Amt abhängig sein. Hm, aber eigentlich könnte ich mich auch wieder auf den Eso-Lines anmelden. Wenn ich etwas wirklich gut kann, dann Lebensberatung, ist auch besser als Burger brutzeln. Ja, ich hab mich auch bei McDonalds beworben und gegen meine Prinzipien verstoßen.

Man, ich hab die Nase voll. Heute bekommt man nicht mal mehr Absagen auf seine Bewerbungen. Es reicht, ich melde mich jetzt auf den Lines an. Auf zum Gewerbeamt und den Schein holen. Seit dem 17.07. bin ich wieder Selbstständig, ab August geht es los auf den Lines, hoffentlich war das jetzt kein Fehler. Wurst, vom Jobcenter hört man ja auch nichts, also verlasse ich mich lieber auf mich selbst, da fahre ich besser mit. Finanzamt erledigt, Sachbearbeiter Herr N. weiß bescheid. Sollte ein aktuelles Foto machen lassen, hm, dann aber richtig. Haare mal wieder ordentlich schneiden und am besten gleich mal vernünftig schminken lassen und ab zum Fotografen. Soll ja Frauen geben, die das echt genießen, für mich bedeutet aber Friseur und Fotograf totaler Stress und dann ist es auch noch so irre heiß. Zuhause hab ich dann das Elend erst bemerkt. Aus meinen gewünschten Stufenschnitt wurde nichts, die Haare wurden auf gleiche Länge geschnitten, war mir nicht aufgefallen, weil die Friseurin mir die Haare ganz glatt geföhnt hat, eigentlich hab ich Naturkrause, eben ein paar Locken. Glatt föhnen oder überhaupt frisieren, hey, nicht meine Welt. Bei mir ist Lufttrocknen angesagt. Make up? tja, dass hätte ich mal lieber selbst gemacht. Foto, geht so lala. Egal, ist jetzt so wie es ist. Mache ich später irgendwann mal neu.

Ups, ich muss ja noch zum TÜV, da war doch was. Böse Überraschung von meiner Werkstatt, die Reparaturen werden teurer als das Auto noch wert ist. Mist, was nun? Geld für die Reparatur hab ich nicht und für ein anderes Auto ist auch kein Geld da. Hm, erstmal wieder etwas Arbeiten und auf die Witwenrente hoffen, kann ja nicht mehr lange dauern.

Oh, na schau mal, die EWE hat sich gemeldet und mir die Kaution endlich nach 5 Monaten erstattet. Natürlich bedauern sie es, dass ich keinen Festnetzanschluss mehr von ihnen haben möchte, den sie mir jetzt zum 20.07. freischalten wollten. Tschuldigung, wer wartet 5 Monate heute noch auf Telefon und zahlt dafür Kaution? Frechheit, die fragen tatsächlich, ob ich sie weiter empfehlen würde. Nö, natürlich nicht, 6 setzen und die Grundschule komplett wiederholen. Seit Jahren waren Jens und ich Kunden, haben immer so gewirtschaftet, dass wir nach der Jahresabrechnung Geld wieder bekommen haben und nun wo ich Witwe geworden bin und sich erst alles ordnen muss, hauen die mir so richtig eine rein.

August

Na Klasse, die Witwenrente ist immer noch nicht da.

1 Arbeitstag auf den Lines. Supi, einige „Altkunden“ haben sich noch an mich erinnert und das nach so vielen Jahren. Neukunden gab es auch. Guter Start, hoffentlich bleibt das so.

Na schau mal einer an, kaum hat es sich rumgesprochen, dass ich ein Gewerbe angemeldet habe, taucht doch glatt der Jobcenter plötzlich auf, Abteilung für Selbstständige. Rechte und Pflichten blablabla, was glauben Sie was sie verdienen bzw. umsetzen werden? lalala. Nur weil ich auf einer spirituellen/esoterischen Line arbeite, heißt das noch lange nicht, dass ich meine Umsatzzahlen in der Kristallkugel sehen kann. Woher soll ich denn wissen wie viele und ob überhaupt Kunden anrufen werden? Die Ware die ich an biete, bin ich selbst. Ich verkaufe ja keine Teddybären oder Bonbons. Reich wird man auf so einer Line schließlich nicht. Wenn ich die Zahlen zwischen 900 – 1200 € schaffen würde, würde ich mich umgehend vom Amt lösen, nichts wie weg da. Nächster Termin Januar oder Februar 2019.

Mein Sachbearbeiter Herr N. hat sich gemeldet, es geht um mein Gewerbe. Es muss alles neu berechnet werden. Es wird weiterhin die Krankenkasse gezahlt, September bekomme ich noch mal volle Leistung, danach werde ich bis einschließlich Januar auf 452 € für die Miete gekürzt. Sollte die Miete höher sein sollte ich umziehen oder eben zusehen wie ich die Differenz bezahlen kann. Passt ja, meine Miete liegt bei 610 €, die Differenz zahle ich also jetzt schon so oder so, weiß er doch, steht in meinen Anträgen.  Klar, wäre auch ein Unding mit Gewerbe volle Leistung zu bekommen und ich hab es ja auch so gewollt. Naja, ganz ehrlich, ich hätte mir schon was mehr erhofft bis ich auf eigenen Beinen stehen kann. Egal, besser als nichts und die Witwenrente müsste ja nun wirklich langsam mal kommen.

Neue Klatsche, mittlerweile stehe ich schon auf Ohrfeigen. Wenn es so weiter geht, gliedere ich mich bei den Sado Masos ein. Ein Gläubiger von Jens hat sich direkt bei mir gemeldet, als Erbin müsse ich auch für seine Schulden aufkommen. Es handelt sich um eine Altschuld, die Jens sich schon ans Bein geheftet hat, bevor wir uns überhaupt kennengelernt haben. Wenn ich wirklich dafür aufkommen muss, kann ich jetzt schon alles hinwerfen und in die Insolvenz gehen. Die Summe werde ich nicht mal mit 75 Jahren bezahlt haben.

Mal so am Rande auf welche beknackten Ideen man kommt, wenn man kein 20180828_191836Warmwasser mehr hat und seit einiger Zeit sich wie im Mittelalter waschen muss. Meine Vormieter haben leider die Badewanne gegen eine Dusche getauscht, aber die Wanne steht noch in der Werkstatt. Also was macht man da? Genau, man schlört die Wanne in den kleinen Hinterhof, stellt sie nahe ans Küchenfenster, macht sie sauber und nen Stöpsel rein. Rein in die Küche Wasser aufgesetzt und los geht´s, schön voll machen. Bin wieder blitze blank 😉 Im Moment kann man solche einfachen Dinge noch sportlich nehmen, Wetter spielt ja mit.

September

Kann mir keiner nach sagen, ich hätte keine Geduld, aber am 17.09. war ich doch der Meinung, ich müsste die Rentenkasse in Berlin mal anrufen und nach einen Zwischenstand fragen. Die Antwort hat mich umgehauen. Nichts, aber auch gar nichts ist bearbeitet worden, weil mal wieder Unterlagen fehlen und zwar von der Krankenkasse und irgendwas von meiner Rentenkasse. Man würde sich darum kümmern und alle noch mal anschreiben. Stutzig machte mich, dass die Sachbearbeiterin meinte meine Rentenversicherung sei in Münster NRW. Mönsch, da wohne ich schon seit 2001 nicht mehr, hab ich ihr auch gesagt. Hab die Krankenkasse gleich danach angerufen und gefragt warum sie die geforderten Unterlagen nicht längst nach Berlin geschickt haben. Antwort, weil ich die geforderten Unterlagen an die Krankenkasse nicht zurück geschickt hätte. Tja, was für Unterlagen, hab gar keine Post erhalten. Dann stellte sich heraus, dass sie erst alles an meine alte Adresse geschickt haben und schließlich zwar zur neuen Adresse aber mit falscher Hausnummer. Frau L. mit der ich die Formulare für die Rente ausgefüllt hatte, arbeitet doch selbst bei meiner Krankenkasse und hatte meine aktuelle Adresse aufgenommen, was läuft da schief? Mein Gott, gibt es denn sowas? Hab wenigstens jetzt alles über Tel regeln können. Papiere sind auf den Weg nach Berlin. Hab aber auch meinen Postboten abgepasst und mal blöde gefragt, warum die Post denn nicht angekommen ist. Er so, naja, wenn die Hausnummer nicht stimmt könne man halt nicht richtig zustellen. Warum ich denn dann noch Post von meinen Vormietern und Vorvormietern bekommen würde, konnte er mir dann auch nicht erklären.

Gewerbe läuft schleppend an, dürfte gern etwas mehr sein. Locker bleiben, einen Kick-start gibt es nicht.

Ansonsten läuft der Monat eigentlich ruhig ab. So viel Ruhe bin ich gar nicht gewohnt.

Oktober

Wie heißt es bei Game of Throns so schön – Der Winter naht

Langsam mache ich mir Sorgen wegen meinen Gasanschluss. Die kalte Zeit steht bald vor der Tür, wo bleibt die Witwenrente?

Ran ans Tel und wieder in Berlin angerufen und siehe da, ja ne, nicht was ihr jetzt denkt, es ist immer noch nichts bearbeitet. Es fehlen immer noch Daten und zwar von meiner Rentenversicherung. Es geht um die Zuschlagsmonate, Zuschlagsendgeld Punkten nach § 78 A. Hey, die Frau hat jetzt sogar festgestellt, dass nicht mehr Münster sondern Oldenburg/Bremen für mich zuständig ist.

Also, wieder ans Tel und in Oldenburg angerufen. Siehe da, man habe mir die Formulare ja zugeschickt, aber leider sei die Post wieder zurück gekommen. Nu ratet mal wohin sie die Post geschickt haben. Richtig, zur alten Adresse und was findet der Postbote da, genau ein abgerissenes Haus, also eine Baustelle. Der Behördenirrsinn geht weiter. Man habe Berlin um Amtshilfe gebeten, ihnen in Oldenburg meine aktuelle Adresse mitzuteilen, allerdings hätten sie noch keine Antwort bekommen. Ok, dachte ich mir, dass kann man ja abkürzen, bin ja am Tel., eben schnell die Adresse durch geben und fertig,  dann kommt die Post auch an, fragt mich der Mensch am anderen Ende der Leitung, ob ich meine Renten Nummer gerade zur Hand hätte, sonst könne er meine Daten nicht speichern. Ne, natürlich nicht. Fragt er mich nach meinen vollständigen Namen, Geburtsdatum und Geburtsort und siehe da, wie aus Zauberhand hat er meine Versicherungsnummer, so einfach geht das. ABER meine ADRESSE NICHT??? Dafür brauchen se AMTSHILFE??? Dann meinte er noch, dass es möglich sei, dass die zuständige Sachbearbeiterin aber auf Antwort aus Berlin warten und es sich somit etwas verzögern könnte. Genau das hat die Sachbearbeiterin auch getan, sie hat gewartet. Nach 14 Tagen hab ich dann Post bekommen. Hab gleich alles ausgefüllt und sofort zurück geschickt.

Weiha, die Temperaturen fallen, ich brauche die Rente und Gas. Derweil muss ich bereits den Heizlüfter anwerfen. 14 Grad ist schon kühl.

November

Wieder die Witwenrente, dauert schon wieder so lang, die haben doch jetzt alles. Ich rufe also wieder in Berlin an, logisch, es ist noch nichts bearbeitet worden, man wartet auf die Unterlagen aus Oldenburg. Jetzt bin ich aber stinkig.

Exakt 1 Monat später schreibt mich Oldenburg an, dass ich die grün markierten Felder im Formular noch ausfüllen müsse. Ich bekomm ne Kriese. Hey, sie haben rausgefunden, das meine Tochter das Stiefkind von Jens gewesen ist, Blitzbirnen. Jetzt soll ich eine Unterschrift vom leiblichen Vater einholen. Hust, den hab ich seit 24 Jahren nicht mehr gesehen, ich weiß ja nicht mal wo er jetzt wohnt. Was hat das mit der Witwenrente zu tun? Blicke da langsam nicht mehr durch. Würd mich totlachen, wenn die meinen das ich einen Rentenantrag für mich gestellt habe und nicht die Witwenrente haben will. Was läuft da schief?

So viel schludrige Arbeit der Behörden wie in diesem Jahr, hab ich noch nicht erlebt. Wenn ich mich nicht selbst gemeldet hätte, wäre noch gar nichts passiert. Wer weiß, vielleicht steckt da System hinter. Wäre ich jetzt jenseits der 70 Jahre, könnte man glauben, dass die Rentenkasse darauf wartet, dass ich durch den puren Stress tot umfalle. Nichts da, ich bin fit wie ein Turnschuh und lass mich nicht unterkriegen. Blöde nur, dass ich deren Versagen ausbaden muss. Erst mein Hunger Monat Juni und jetzt durch die wachsende Kälte noch meine explodierende Stromrechnung dank Heizlüfter.

Ach Gottchen, den Bestatter hab ich ja total vergessen. Könnt ihr euch sicher denken, er hat sein Geld immer noch nicht bekommen.

Hab eine Beschwerde an das Ministerium in Berlin geschrieben. Die arbeiten auch nicht wirklich.

Kassensturz

  • 452 € fest vom Amt
  • Geschäft läuft schlecht, zu wenige Gespräche
  • muss mir einen Teilzeitjob oder ähnliches dazu suchen
  • Ersparnisse sind aufgebraucht
  • Rente fehlt ja immer noch und ich hab keine Ahnung wie viel ich mtl. bekommen werde.
  • Auto – immer noch kaputt
  • Wohnsituation – hab immer noch kein passendes Haus in der Nähe um Münster / NRW gefunden.

Dadurch, dass ich nicht richtig heizen kann, lösen sich die Tapeten durch die Feuchtigkeit langsam ab. Eine Wand war sogar so nass, dass man das Wasser laufen sehen konnte. Dummerweise standen 2 2-Sitzersofas an der Wand, hat sich Schimmel gebildet, die Dinger kann ich auf dem Müll werfen. In der Küche sieht es nicht besser aus, auch da läuft das Wasser die Wände runter plus Schimmelbildungen an Pfannen, Töpfe und Gewürze. Salz und Zucker lösen sich auf und werden flüssig, ja wirklich erst klumpt es, dann wird es flüssig. Sollte ich Kuchen backen wollen, rechnet man flüssigen Zucker jetzt in Liter oder in Gramm?

Dezember

Super, alles läuft wie in all die anderen Monate auch, sprich; nichts funktioniert, aber auch gar nichts. Erfolgserlebnisse in 2018? Mäßig bis Keine! 

Der Bestatter hat immer noch kein Geld erhalten.

15.12. hab Post von meiner Rentenkasse bekommen. Klasse, sie haben meine Erziehungszeit für meine Tochter anerkannt. Witwenrente? Fehlanzeige, kein einziger Cent. Jens ist inzwischen 10 Monate tot.

Da mein Job nur ein Taschengeld einbringt und das Amt mir nur die Miete anteilig bezahlt, lebe ich auf super Sparflamme. Seit 3 Monaten ernähre ich mich von Suppenkonserven unter 1 Euro und 2 kg Brot um Geld zu sparen. Futter für meine Tiere hat einfach Vorrang. Es hungert hier gerade keiner. Zufriedenheit ausreichend bis mangelhaft, also Schulnoten von 4 – 5 und dass obwohl ich mal Streber der Klasse war.

Da es so nicht weiter geht, hatte ich mich am 06.12. um einen Job beworben und einen Probearbeitstag geleistet, nur um festzustellen was ich eigentlich wusste, dass ich im Einzelhandel einfach nichts zu suchen habe. Ende vom Lied/Tag, böser Muskelkater und Hexenschuß. Respekt und ich ziehe wirklich meinen Hut vor den Mitarbeitern im Einzelhandel, ihr leistet Großartiges. 

Fakt ist, ohne einen 2 Job komme ich nicht weiter. Einzige Alternative wäre höchstens, ich gebe alles auf, schmeiße einfach alles hin und melde mich beim Amt wieder vollständig an. Sgd II auf Lebzeit. Soll das wirklich alles sein? Wirklich alles? Naja, jetzt so kurz vor Weihnachten werd ich sicher nichts mehr ändern können.

Ach ja Weihnachten, auch mein erstes ohne Jens, aber immerhin habe ich unseren Adventskranz wieder gefunden und aufgehangen. An sich werden die Feiertage für mich ins Wasser fallen. Mein Festessen, irgendeine Büchse mit irgendeiner Suppe drin. Wollte mir nen leckeren Nougat Riegel von ALDI leisten, tja leider ist mein lieblings Riegel ausverkauft. Was soll´s, ein paar Cent gespart. 

Mein Wunschzettel für Weihnachten, ein passendes kleines Häuschen irgendwo auf dem Land um Münster / NRW, nen guten Job und schon ist meine Welt wieder in Ordnung. Hauptsache weg hier.

Da ich im Dezember nicht mehr mit der Witwenrente rechnen kann, werde ich weiterhin mit meinem Heizlüfter mein Wohnzimmer und Küche warm halten und meine Stromrechnung in die Höhe treiben. Warm Wasser zum waschen liefert mir weiterhin mein Wasserkocher. Zu mindest bekomme ich einen Eindruck wie die Leute im Mittelalter ohne Heizung und warm Wasser gelebt haben. Will ich es mal positiv sehen, ich habe immerhin Strom um zu heizen. Lieber Gott, lass die Temperaturen nicht in die Minus Grade wandern. Ich beneide gerade alle, die einen Holzofen haben.

Fazit was meinen Hausstand angeht, der ist auf Schuhkartongröße zusammen geschrumpelt. Da ich ja seit Februar schon weiß, dass ich mich verkleinern muss, habe ich entsprechend viel entsorgt. Mein Leben hat sich halt geändert. Durch die kalten Tage, Feuchtigkeit und fehlender Heizung ist noch sehr viel mehr kaputt gegangen. Ich schätze, ich brauche jetzt nur noch einen Transporter. Einen 7,5 t LKW wäre echt nur noch aus Bequemlichkeit zu mieten. Neue Möbel möchte ich hier aber nicht mehr kaufen, ich will ja zurück nach Münster. Ich wohne hier nicht, ich bewahre hier nur noch meine Sachen auf. Ich lebe hier nicht, sondern existiere nur noch. Lieber Vermieter Gott hab doch ein Einsehen mit mir.

Einen lieben Dank möchte ich meiner Mutter und meinen Freundinnen Tahuti und Barbara aussprechen. Ihr 3 wart immer für mich da.

Meinen tägl. Antrieb verdanke ich meinen Tieren, sie motivieren mich jeden Tag auf´s Neue weiter zumachen und belohnen mich mit ihren Schmuseeinheiten oder kleinen Späßchen. Sie sind mein fester Fels in der Brandung und tragen mich durch die Tage.

Ach und übrigens, hab ich schon erwähnt, dass ich einen tierlieben Vermieter in und um Münster/NRW suche? BITTE, wenn jemand jemanden kennt, der ein günstiges Häuschen auf dem Lande, gern auch Abseits und renovierungsbedürftig, zu vermieten hat, bitte bitte melden. Luxus brauche ich nicht, nur dichte Fenster, ein dichtes Dach und ne Tür zum zu machen, dass wäre es schon. Lasst mich endlich wieder nach Hause kommen!!! Hier in Ocholt bin ich furchtbar allein, ohne Familie und Freunde. Ich kann zu sofort umziehen oder eben etwas später. 

Eins ist sicher, geht der Monat rum, kommt endlich 2019. Ein Loch um das Jahr 2018 zu begraben, ist bereits gebuddelt.

❤ ❤ ❤ ❤ ❤
Aktuell, Silvester,  Lichtblicke zum Jahresende, Hoffnungsschimmer.

Jetzt zum Jahresende, kurz vor Schluss, ein paar liebe Menschen machen sich Gedanken um mich und meine Tiere. Bin tief berührt, mein Herz wird ganz schwammig.

Hab wichtige Entscheidungen getroffen, hoffe, dass es richtig ist. 2019 wird und muss sich einiges ändern und vorwärts treiben. So wie es ist, darf es nicht leiben.

Liebe Worte und Hilfe, von völlig fremden Menschen, die von meiner Geschichte gehört haben, geben mir Schwung weiter zu machen.
Bin beflügelt, so als wenn Engel um mich stehen, dann kann es doch nur noch gut und weiter gehen.

DANKE ihr Lieben aus Nah und Fern.

 

 

 

 

 

 

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