Die Sache mit der Integration, ist schon so eine Sache


Die Sache mit der Integration, ist schon so eine Sache

Irgendwo hier in Deutschland liegt ein kleines idyllisches Dorf in einem Tal eingebettet und ist von Bergen und Wäldern umgeben. Frische Waldluft weht durch die kleinen Straßen und lädt zum verweilen ein. Hektik ist in diesem Dorf nicht zu spüren, ruhig und beschaulich lässt es sich dort leben. 

Es gibt nur eine Hauptstraße auf der es nicht mal eine Ampel gibt, nur die Kreuzung hat einen einzigen Zebrastreifen. Wenige Autos und Busse fahren hier durch, so, dass Kinder fast ohne Sorge auf den Straßen spielen können.
Als Fremder fällt man hier natürlich sofort auf. In der Dorfgemeinschaft wird man als Gast freundlich aufgenommen und die wenigen Lokale laden mit ihrem selbstgebackenen Kuchen und Hausmannskost ein. Schnell kommt man zu netten kleinen Gesprächen und gespannt wird zu gehört wie es in der Stadt so ist in der man wohnt oder was es Neues gibt. Es ist gerade so, als hätten sie keine Zeitung oder einen Fernseher. Vielleicht ist es auch nur Neugier oder einfach eine willkommene Abwechselung im Dorfalltag.
Wie es eben ist, wenn man im Mittelpunkt steht, erzählt man natürlich gerne über dies und das.
Nach einer Weile ist man selbst aber auch etwas neugierig und man fragt nach dem alten verwahrlosten Haus an der Hauptstraße in der Nähe des Ortskerns. Es ist kein schöner Anblick. Im Gegensatz zu den anderen gepflegten Häusern, gleicht es fast einer Ruine.
Die Gesprächsrunde verstummte, bis einer meinte, dass das Haus mal ein Hotel war und jetzt zum Schandfleck des Dorfes geworden ist. Alle waren sich einig, dass man das Hotel besser abreißen sollte. Leider könne man das wegen der Quote nicht machen. Quote? Es handelt sich um eine Ausländerquote, die von jeder Stadt bis hin zur kleinsten Gemeinde erfüllt werden muss, so auch von diesem Dorf.
Dieses Hotel ist jetzt ein Asylheim, dessen Putz schon lange von der Fassade bröckelt und das Moos wächst die Wände empor. Wer an diesem Hotel vorbei kommt, ahnt nur noch, dass hier mal Gäste bewirtet wurden.
Dieses Hotel hat sicher mal bessere Zeiten gesehen – Zeiten in denen man sich hier gern in geselliger Runde getroffen hat und sich in den ehemaligen Luftkurort verwöhnen lies.
Jetzt ist aus diesem Hotel ein kaltes altes Haus geworden, was von den Bewohnern des Dorfes mit Argwohn beäugt wird. Würde es einfach nur leer stehen hätte man sicher kein Problem damit.
Das eigentliche Problem sind die Asylanten die dort nun im wahrsten Sinne des Wortes hausen müssen. So gern man hier als Gast gesehen wird, werden die Asylanten geschnitten.
Diese weit gereisten Menschen spüren die Ablehnung und das Desinteresse. Sie wissen dass sie nicht erwünscht sind, dazu müssen sie nicht einmal Deutsch können.
Im einzigen Mini-Supermarkt werden sie als letztes bedient und wenn sie versuchen nach etwas bestimmten zu fragen, werden sie von oben herab angesehen bzw. behandelt. Man hört wie hinter ihren Rücken getuschelt wird, dass sie nicht mal wissen wo das Spülmittel ist und wo das Mehl steht. Es sind halt ungebildete Kanaken die eindeutig nichts in ihrem Dorf zu suchen haben, außerdem klauen sie wie die Raben. Man muss sie immer besonders beobachten, man weiß ja nie was diese Kreaturen mal anstellen könnten – kann schon sein, dass man plötzlich ein Messer im Rücken hat. Sollen sie doch wieder zurück gehen wo sie hergekommen sind. Was gehen uns schließlich deren Probleme an?
Beschämend ist, dass gerade diese Leute im selben Atemzug über ihre letzten Urlaubsziele sprechen und in den schönsten Farben von Thailand, Malediven oder Ägypten schwärmen. Einer von ihnen war sogar besonders mutig, wird da erzählt, denn einer war mal in Jemen. Ja ja, das sind schon herrliche Paradiese und die Menschen dort wissen gar nicht wie schön es in ihrem Land ist. Ja, wenn man so könnte wie man wollte, würde man gern dorthin auswandern.
Das man als Urlauber in den fremden Ländern selbst Ausländer ist wird schnell ignoriert und damit überspielt, dass man schließlich ein zahlender Gast aus dem kultivierten Westen ist. Das ist selbstverständlich ein enorm großer Unterschied.
Es stockt einem der Atem wenn man so etwas hört und glaubt man, dass das schon alles gewesen wäre, beobachtet man fast beinahe zwei mal täglich wie ein älterer Mann mit seinem Fahrrad am Asylheim stehen bleibt und diese Menschen und deren Kinder übel beschimpft. Mit wilden Gesten schreit dieser Mann lauthals: „Ihr Arschlöcher, verschwindet oder ich schlag euch alle tot. Ihr scheiß Pasalaken gehört vergast.“ Dieses Szenario dauert meist gut 2 – 5 Minuten an, dann fährt er weiter. Andere Einwohner stimmen ihm zu und unterstützen ihn dabei.
Es ist schon fast so wie bei der hl. Inquisition, fehlt nur noch der Scheiterhaufen auf dem Kirchplatz. Nicht mal die ortsansässigen Kirchenvertreter versuchen wenigstens ein bisschen Verständnis zu predigen. Anscheinend hat der liebe Gott gerade für dieses Dorf keine Zeit. Aber als guter Christ geht man natürlich brav jeden Sonntag in die Kirche und übt die Nächstenliebe aus. Verständlicher weise gilt das nur für die Deutschen.

In der Stadt fällt einem so was gar nicht mehr auf, man schlägt sich da mit ganz anderen Problem herum. Politiker die mal wieder die Steuern erhöhen oder ihre Dr.- Arbeiten gefälscht haben. Die teuren Lebensmittel- und Benzinpreise oder was es sonst noch so zu meckern gibt. Klar, Ausländer gibt es da auch, aber irgendwie fallen sie kaum noch auf. Sie gehören zum normalen Alltag, geht man doch gern schnell mal in der Mittagspause zur Dönerbude, zum Chinesen oder zum Türken, der jeden Samstag eine Bauchtänzerin engagiert hat.
Alles ganz normal!

Hier in diesem Dorf sieht man als Städter zum ersten mal ganz bewusst Asylanten.
Wie sind die eigentlich wirklich? Um das heraus zu finden nimmt man sich etwas Mut und geht einfach mal auf dieses Haus voller Geschichten zu und fragt halt nach. Etwas mulmig ist es einem schon, plötzlich sind es so anders aussehende Leute geworden, eben Fremde, die hier wahrscheinlich nur schlechte Erfahrungen gemacht haben. Warum sollten sie einem gerade jetzt freundlich gesinnt sein. Egal, das Herz schlägt zwar gerade bis in den Hals hinein und man weiß nicht was einem gleich wirklich passieren könnte, aber man will es jetzt wissen.

Etwas zögerlich öffnet man das ehemalige Lokal und betritt den Gastraum, der nun zum Aufenthaltsraum umfunktioniert wurde. Der Geruch von alten schalen Bier drängt sich auf, der wie eine Wolke den ganzen Gastraum einnebelt. Fahles Licht bricht durch die alten verschlissenen Vorhänge der Fenster und lassen ein paar alte Stühle und Tische erkennen.
Eine kalte Atmosphäre durchdringt den Aufenthaltsraum, nichts wo man sich wohlfühlen könnte. Eine bedrückende Stimmung steigt auf und man bekommt das Gefühl ein altes Spukschloss betreten zu haben. Hinsetzen möchten man sich nicht in diesem dunklen Raum und man möchte am liebsten gleich wieder gehen bevor der Horror beginnt und irgendwelche Geister aus den Ecken springen.
Nur die alte Theke und der abgestandene Geruch von Bier und Zigaretten erinnern noch daran, dass man sich hier mal gern in geselliger Runde eingefunden hat. Jeder Aufenthaltsraum eines Kleinunternehmens ist freundlicher gestaltet als dieser. Dieser Raum ist eigentlich dafür gedacht, dass die Bewohner des Hauses sich dort treffen, sich annähern, sich austauschen oder Freundschaften schließen, aber wie soll man das in einer solchen trübsinnigen Atmosphäre machen.
Die Küche, ein armseliger Anblick, nur notdürftig ausgestattet. Zwei Herde, eine Spüle, eine kleine Arbeitsfläche und flackerndes Licht von kaputten Neonröhren. Kaum zu glauben, dass hier mal gutes Essen für Gäste hergerichtet wurde. Jetzt sollen aber mehrere Familien und Singels in dieser kümmerlichen Küche ihr Essen gleichzeitig zubereiten. Hier heißt es, wer zu erst kommt, kocht zu erst, der Rest muss halt warten bis er dran ist. Dass das zu Unfrieden führt ist nur mehr als verständlich. Wer hat schon gern einen knurrenden Magen.
Von der Küche aus kann man noch ein wenig von dem finsteren Flur erkennen, man mag aber nicht weiter gehen. Die Vorstellung nachts auf einem Friedhof einen Zombie zu begegnen erscheint einem wie ein amüsanter Spaziergang, als sich auch nur annähernd weiter durch dieses Asylantenheim durchzukämpfen. Ein schemenhafter Schatten bewegt sich im Flur. Unbehagen schnürt den Hals zu und man möchte aus diesem Haus fliehen. Wer weiß wer das ist, womöglich Frankenstein persönlich. Man sieht sich selbst schon blutüberströmt mit auf geschnittener Kehle in einer Ecke krepieren.
Eine freundliche Stimme mit gebrochenem Deutsch durchbricht diesen Albtraum. „Du dich verlaufen? Ich helfen“. Es ist ein junger Afghane, vielleicht 20 Jahre alt mit großen dunklen Augen und einem herzlichen Lächeln. In diesem Dunkel schon fast wie ein Sonnenschein. „Du mitkommen, Tee trinken“, lud er ein. Darauf war man jetzt nicht gefasst, kommt man sich doch wie ein Eindringling vor, infiziert mit voreingenommenen Gedanken. Der junge Mann führt durch den finsteren Flur. „Du aufpassen, Boden kaputt, Treppe auch nichts gut“. In der Tat, die Bodenfliesen sind teilweise gebrochen oder lose und die Stufen sind nichts besser. Das Geländer ist so wackelig, dass man sich daran kaum festhalten kann. Der Zustand des Hauses ist derart katastrophal, dass man, wäre man hier selbst Mieter, die gesamte Miete kürzen würde – oder anders gesagt, man würde in so einem Haus erst gar nicht einziehen. Es ist ein Feuchtbiotop in dem man dem Schimmel beim wachsen zu sehen kann.
Schnell hat sich in dem Haus herumgesprochen, dass der Afghane deutschen Besuch in seinem winzigen Zimmer hat. Es ist eines der früheren Einzelzimmer des Hotels. Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl und ein Kleiderschrank, mehr passt da nicht rein. Stolz ist er auf seinem Videorecorder und seinem TV, die er sich von ein paar Hilfsarbeiten zusammen gespart hatte. Diese zwei Geräte, ein paar Kleidungsstücke, etwas Besteck, ein wenig Geschirr so wie ein Topf und eine Pfanne sind die einzigen Habseligkeiten die er noch besitzt.
Wir würden es Armut nennen. Er aber sagt:“Ich bin reich, denn ich lebe noch“.
Das ist etwas, was man hier unter uns nicht verstehen oder nachempfinden kann und als wenn er Gedanken lesen könnte, meinte er, dass er zeigen könne was er meinte. Er kramte in seinem Schrank eine Kassette heraus und legte sie in seinen Videorecorder ein. Er zeigte uns einen Film von einer Hinrichtung und in seinem Weinen erzählte er, dass die zwei Männer seine Brüder waren die an einem Kranwagen hochgezogen und erhängt wurden.
Er aber konnte, wie all die anderen in diesem Haus, flüchten. Der Preis war jedoch teuer bezahlt, wie jeder einzelne bestätigen konnte. Hab und Gut zurück zulassen geht ja noch, aber zu wissen, dass man seine Familie und Freunde nie wieder sehen würde, geht jedem an die Substanz. Hin und wieder ist es möglich mit seinen Verwandten zu telefonieren oder zu schreiben, aber genauso schmerzhaft ist es auch womöglich zu hören, dass wieder jemand getötet oder misshandelt wurde. Bei jedem Anruf oder Brief schleicht einem die Angst in den Nacken.
Ein anderer Afghane aus Kabul erzählte, dass sein Vater vor seinen Augen mit einem Kopfschuss auf offener Straße von Taliban getötet wurde. Er selbst durfte dabei nicht weinen, schreien oder sich bewegen, sonst wäre er auch erschossen worden. So eine Todesangst kennen wir ganz sicher nicht. Aus Angst um sein und das Leben seiner Frau beschloss er zu flüchten. Er besaß eine Schneiderei die er und alles was ihm sonst noch gehörte verkaufte. Für mehrere tausend Doller wurde er und seine Frau von Schleusern auf Umwegen in einem umgebauten Auto durch die Wüsten und über die Grenzen gebracht. Tagsüber wurde geschlafen, nachts gefahren. Im Auto waren sie im Kofferraum den Abgasen und Benzin ausgesetzt, so dass sie häufig ohnmächtig wurden und unter Kopfschmerzen und Übelkeit litten. Die Beiden haben über acht Monate gebraucht um nach Deutschland zu kommen.

In Deutschland angekommen, haben alle aus diesem Asylheim geglaubt, dass sie nun in Sicherheit wären und zig Probleme gelöst sein. Dem ist aber nicht so. In den Auffanglagern wurden einige Familien auseinandergerissen und über die Bundesländer verteilt. Grausam, wenn man doch weiß was diese Menschen hinter sich haben.
Wer etwas Glück hatte kam in größere Städte unter oder aber eben in so einem winzigen Dorf.
Die Auflagen die die BRD erteilt sind der blanke Hohn. Wie der junge Afghane erklärte, dürfen sie sich nicht so weit von ihrem Wohnort entfernen und haben nur einen bestimmten Radius zur Verfügung. Wie soll das auf so einen kleinen Dorf funktionieren? Es gibt hier nur den einen Supermarkt, eine Grundschule, einen Kindergarten, einen Arzt und vier Gaststätten in denen die Asylanten nicht erwünscht sind. Braucht eine Frau z.B. einen Gynäkologen, muss sie in die benachbarten Städte fahren, die einerseits über eine Landesgrenze führen oder zu weit vom Wohnort sind. Gleiches gilt auch für banale Dinge, wie Kleidung oder Gebrauchsgegenstände. Was also tun? Klar, das Risiko eingehen und sich widersetzen.
Deutsch sollen sie auch noch lernen, aber die Schule ist so weit weg, dass sie über eine Stunde fahren müssen und das auf dem Land mit mäßigen Busverkehr zu unmöglichen Zeiten. Verpassen sie den letzten Bus müssen sie halt nach Hause laufen oder erst gar nicht zur Schule fahren. Es kommt aber auch kein Lehrer zu ihnen. Schon eine verzwickte Lage. Familien mit Kindern haben wenigstens die kleine Möglichkeit durch ihre Kinder unsere Sprache zu lernen, dank der Schulpflicht. Der Rest versucht über das Fernsehen wenigstens ein bisschen zu verstehen und sich anzueignen.
Gerade die Sprache könnte einige Konflikte innerhalb des Hauses lösen.
In diesem Asylheim leben Menschen verschiedener Nationen unter einem Dach. Hier stehen sich plötzlich Freunde wie Feinde gegenüber und sollen friedlich miteinander umgehen. Jugoslawen, Syrer, Iraker, Iraner, Afghanen, Albaner, Jordanier. Muslime und Christen, Singel und Paare oder Familien. Oben drauf noch die Ablehnung der Dorfbewohner.
Das ist Stress pur.
Keine Behörde fühlt sich dafür verantwortlich und man überlässt sie ihren Schicksal.
Sollen sie sich doch die Köpfe einschlagen, ist ja nicht unser Problem. In der Tat ist es zu blutigen Auseinandersetzungen bereits gekommen.
Zu allem Übel müssen alle Bewohner des Asylheims mit der Angst leben, wieder abgeschoben zu werden.
Der Afghane und seine Frau, mittlerweile Eltern von 2 Söhnen, so wie der Albaner, gerade 19 Jahre alt und ohne Familie weder hier noch in Albanien, wurden nachts um 2 Uhr von einem großen Polizeiaufgebot aus ihren Zimmern geholt und abgeschoben. Die beiden afghanischen Jungs, hier in der BRD geboren und zur Grundschule gegangen sprechen kaum ihre eigene Muttersprache, weil die Eltern eifrig im Selbststudium Deutsch lernten. Der Vater der Jungs legte viel Wert darauf sich möglichst schnell an die deutsche Mentalität anzupassen und hoffte, dass sie nie wieder zurück nach Kabul müssten. Keiner weiß was aus ihnen geworden ist.
Dieses Asylheim gleicht einem Taubenschlag, ein ständiger Wechsel der Bewohner.
Ein kommen und gehen.

Wie soll da Integration funktionieren?
Die Asylanten können wegen der Auflagen und der bürokratischen Hindernisse, so wie der Ablehnung der Dorfgemeinschaft kein Fuß auf deutschen Boden fassen. Im Gegenzug können gerade diese Deutschen sich auch nicht wegen des ständigen Wechsels an die ausländischen Bürger gewöhnen und ihre Scheu vor dem Fremdartigen abbauen.

Sie glauben ich habe diese Geschichte frei erfunden? Irrtum!
Meine Familie und ich sind aus einer Stadt in eben dieses Dorf gezogen und waren direkte Nachbarn des Asylheims. Unser Vermieter hatte uns nichts von diesem Asylheim gesagt aus zweierlei Gründen: 1. wir würden deswegen vielleicht das Haus nicht mieten und 2. weil er einer der Wenigen war, die gegenüber den ausländischen Mitbürgern aufgeschlossen gewesen war.
Er sagte immer, die Leute hier können nicht über den Tellerrand sehen und kennen den Horizont nicht. Ich behaupte sogar, dass sie nicht mal über die Mitte eines Tellers, geschweige denn bis zum Tellerrad sehen können.
Jahre sind vergangen und wir sind längst wieder weggezogen, aber vor kurzer Zeit waren wir dort zu Besuch. Wir haben einen kleinen Abstecher zum Asylheim gemacht. Es wohnt schon lange niemand mehr dort den wir kannten. Das Heim ist noch schlimmer verrottet und die Lebenssituation hat sich noch mehr verschärft.
Wäre ich einer von ihnen, würde ich aus diesem Dorf flüchten wollen.

Es schon richtig, von unserer Politik könnte man mehr erwarten, aber nicht nur von der Politik.
Unsere Politiker da oben, sollte dafür sorgen, dass genügend Räumlichkeiten und Geld zur Verfügung gestellt werden, damit wenigstens die ehrenamtlichen Helfer auch wirklich helfen können. Engagierte Sozialarbeiter und auch Psychologen und Dolmetscher werden immer gebraucht.
Außerdem sollten sie diese merkwürdige Quotenregelung ändern und diese gerade eingetroffenen ausländischen „jetzt“ Mitbürger nicht auf Kuhkäfer verteilen in denen sie kaum bis gar keinen Anschluss an unsere Gesellschaft finden können.
Wichtig ist auch, dass die Politik mit dafür sorgt, dass diese Menschen in vernünftige Wohnungen untergebracht werden und nicht so Menschenunwürdig leben müssen wie ich es mit eigenen Augen gesehen habe. In den knapp 20 qm großen Zimmern (630 € Miete) lebten Familien mit bis zu 8 Personen und die Zimmer von gut 10 qm mussten sich 2 – 3 Leute teilen, manchmal sogar 4. Selbst die Abstellräume wurden als Zimmer genutzt.
Mal abgesehen davon, gibt es nur gemeinschaftliche sanitäre Anlagen für ungefähr 50 Personen in diesem Haus. Stellen Sie sich mal vor, Sie müssen dringend auf die Toilette oder wollen mal duschen, aber 15 andere Leute wollen das jetzt auch.
So viele Gäste hat dieses ehemalige Hotel selbst in den besten Zeiten nicht auf einmal unterbringen können.
Ehrlich, selbst mein Hund hat mehr Platz.

Unten an der Basis kann jeder Einzelne seinen eigenen Beitrag leisten.
Es würde schon mal reichen ein nettes Wort zu sagen. Sich vielleicht mal kurz ein paar Minuten Zeit nehmen und zu zuhören oder jemanden den Weg zu erklären. Vielleicht haben Sie auch etwas mehr Zeit? Dann machen Sie es möglicherweise wie ich und helfen den ausländischen Mitbürgern Deutsch zu lernen, wenigstens so gut, dass sie allein den richtigen Bus in die Stadt nehmen können oder das richtige Milchpulver für die Babys zu finden. Kann auch sein, dass Sie ein paar Dinge aus dem Alltag oder Kleidung entbehren können. Schauen Sie mal in ihren Schränken nach, brauchen Sie wirklich die 28 Tassen oder können Sie nicht vielleicht doch auf 4 davon verzichten?
Sie würden jemanden mit so kleinen Gesten glücklich machen.
Sie dürfen mir auch glauben, wenn ich Ihnen sage, dass nicht jeder Ausländer mit anderer Hautfarbe oder Religion gleich ein Schläfer ist, der einen Dynamitgurt um den Bauch trägt, um uns alle in die Luft zu sprengen.
Lassen Sie sich nicht so sehr von den Medien beeinflussen, gehen Sie auf diese Leute zu und bilden sich lieber ein eigenes Urteil. Sie werden feststellen, dass unsere ausländischen Bürger sehr Gastfreundlich sind, auch wenn sie schon schlechte Erfahrungen gesammelt haben. Haben Sie keine Scheu vor den fremden Kulturen, letztendlich sind es Menschen die auch nur ein friedvolles Leben leben wollen und sich eigentlich das gleiche wünschen wie Sie selbst. Ein Dach über den Kopf, Arbeit und dass es den Kindern mal besser geht.

Trauen Sie sich mal so einen Schritt zu machen, Sie werden einen neuen guten Freund unter ihnen finden.

Sybille Kolwitz
Juni 2011

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